Zwischen fremden Menschen ist Mitleid beileibe nicht

Mitgefühl tut weh: Erkundigungen beweisen, dass derbei das Schmerzzentrum eines Menschen stimuliertt wird, namentlich soferner Nahestehende leiden sieht - ein selbsttätiger Verlauf, scheinbar nicht zu steuern. Die meist "menschenwürdige" Emotion kommt nebenbei bemerkt sicher nicht einzig beim Menschen vor. Eine kanadische Wissenschaftlergruppe hat nachweisen, dass auch Mäuse direkte Prägungen von Einfühlungsvermögen verspüren. Die Wissenschaftler spritzten einigen Tieren verdünnte Carbonsäure in den Unterleib. Die Erprobungstiere krümmten sich umso mehr vor Schmerzen, falls gleichfalls ihre Käfiggenossen feststellbar litten. Das Reaktionsresultat war aber einzig bei Tieren zu verzeichnen, die schon eine Zeitdauer im Gehege gemeinsam gelebt hatten. Plage fremder Artgenossen produzierte im Kontrast dazu keine Reaktionen.

Ob sich Bedauern deaktivieren lässt?

Ferner zwischen fremden Menschen ist Mitleid beileibe nicht selbstverständlich, stattdessen bleibt vorwiegend Verwandten der eigenen Gruppe gewidmet. Die Vergangenheit liefert reichlich Beispiele, darunter die Sklavenneigung einstmaliger Zeiten und die kaltherzige Austilgung der Indios durch die spanischen Eroberer nach der Kenntniserlangung Amerikas: Die Einheimischen wurden einfach keineswegs als äquivalente Menschen angesehen. Wenn der Andere als minderwertig oder überhaupt als Kontrahent bezeichnet wird, versiegt Sympathie scheinbar – das beweist nicht letztendlich die jüngere Vergangenheit Deutschlands auf grausame Fasson.

Ohne Verständnis kein Miteinander

Eine anteilnahmelose Gesellschaftsstruktur ist längerfristig keineswegs überlebensfähig. Die Bereitschaft, Verständnis für andere zu haben, persönliche Beziehungen zu knüpfen und Notlagen zu verhindern, ist bis heute die Grundlage für ein funktionierendes Zusammenleben. Wer die Besorgnise der anderen nicht zur Kenntnis nimmt und deren Interessen ständig übergeht, hat zeitnah viele Feinde und ist isoliert. Doch wenn die Befähigung zu Anteilnahme und Mitleid unerlässliche Elemente des menschlichen Zusammenlebens sind und eine Tugend darstellen, weshalb finden wir es dann so widerwärtig, selbst Einfühlungsgabe zu verursachen?